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Familiensache – Geduld (Teil 6)

Nach den Themen Freundlichkeit, Dankbarkeit, Kompromisse und Vergebung widmen wir uns heute einer weiteren essenziellen Fähigkeit: Geduld. Geduld ist mehr als nur Abwarten – sie ist eine bewusste Entscheidung, ruhig und verständnisvoll zu bleiben, selbst wenn das Leben uns auf die Probe stellt. Gary Chapman und Shannon Warden zeigen, wie Geduld zu einem Eckpfeiler für ein harmonisches Familienleben wird.


Geduld als „Willkommen“ im Umgang mit Emotionen

Chapman und Warden vergleichen Geduld mit einer offenen Tür, die dem anderen signalisiert: „Du bist willkommen, ich höre dir zu.“ Diese Offenheit kontrastieren sie mit den „Warnschildern“ der Wut und Ungeduld, die eher verschließen und abschotten. Geduld zeigt, dass wir bereit sind, zuzuhören und nicht sofort zu urteilen, selbst in herausfordernden Momenten. Sie schafft ein Klima der Annahme und des Vertrauens, das hilft, Konflikte ruhig anzugehen.


Praktische Ansätze, um Geduld im Alltag zu üben

Chapman und Warden bieten praktische Tipps, um Geduld im täglichen Umgang miteinander zu stärken:


  • Ein „Willkommensschild“ statt ein „Warnschild“ zeigen: Geduld eröffnet die Tür zur Kommunikation und signalisiert, dass wir bereit sind, den anderen einzuladen, seine Gedanken und Gefühle zu teilen. Anstatt sich bei Ärger und Stress zurückzuziehen oder schnell zu reagieren, empfiehlt es sich, den anderen geduldig anzuhören. Einfache Sätze wie „Ich sehe, dass du wütend bist – lass uns darüber sprechen“ können oft Spannungen abbauen und die Bereitschaft zur Klärung erhöhen.

  • Den Unterschied zwischen Ärgerarten erkennen: Die Autoren unterscheiden zwischen „definitivem“ und „verzerrtem“ Ärger. Definitiver Ärger entsteht, wenn jemand tatsächlich eine Grenze überschritten hat, während verzerrter Ärger meist auf enttäuschten Erwartungen basiert. Wenn wir erkennen, dass unser Ärger oft durch verzerrte Erwartungen ausgelöst wird, fällt es leichter, geduldig und reflektiert zu reagieren, ohne sofort mit Vorwürfen zu reagieren. Dieser Ansatz hilft, emotionale Konflikte zu entspannen und offener darüber zu sprechen, was uns bewegt.

  • Geduld als Vorbild vorleben: Kinder lernen Geduld am besten durch das Verhalten ihrer Eltern. Chapman und Warden betonen, dass Kinder durch Vorbilder verstehen, wie man ruhig bleibt, auch wenn Situationen anspruchsvoll werden. Ein geduldiges Vorbild zu sein – sei es in der Warteschlange oder im Umgang mit Fehlern – stärkt das familiäre Zusammengehörigkeitsgefühl und zeigt Kindern, wie wichtig es ist, ruhig und reflektiert zu bleiben.


Geduld in Konfliktsituationen: Nähe statt Trennung schaffen


In Konflikten neigen wir oft zu impulsiven Reaktionen, die den Konflikt verschärfen können. Geduld bedeutet in solchen Momenten, innezuhalten und sich Zeit zu nehmen, bevor man handelt. Ein Beispiel aus dem Buch zeigt, wie eine Mutter sich angewöhnt hat, in Konflikten eine kurze Atempause einzulegen, um klarer und ruhiger reagieren zu können. Diese kleine Geste hilft, nicht nur die eigenen Emotionen zu beruhigen, sondern schafft auch eine Umgebung, in der andere sich verstanden fühlen.


Geduld mit sich selbst entwickeln


Chapman und Warden erinnern uns, dass Geduld auch uns selbst gegenüber eine wichtige Rolle spielt. Jeder von uns macht Fehler und braucht Zeit, um zu wachsen und sich weiterzuentwickeln. Statt uns für Rückschläge oder Fehler zu verurteilen, sollten wir lernen, uns mit Geduld zu begegnen. Diese Selbstgeduld ist der erste Schritt, um auch anderen dieselbe Geduld entgegenzubringen und die eigenen Erwartungen zu entspannen. Geduldig mit sich selbst zu sein, ermöglicht ein gesundes, reflektiertes Wachstum, das letztlich das Familienleben bereichert.


Fazit: Geduld als tägliche Übung für ein harmonisches Zuhause


Geduld ist keine einmalige Entscheidung, sondern eine tägliche Praxis, die das Familienleben ruhiger und liebevoller gestaltet. Chapman und Warden zeigen, dass Geduld nicht nur Konflikte entschärfen kann, sondern auch zu tieferem Verständnis und einer harmonischen Atmosphäre im Zuhause beiträgt. Geduld gibt uns die Möglichkeit, jedem Familienmitglied den Raum für seine Entwicklung und Gefühle zu bieten und fördert eine Kultur des gegenseitigen Respekts und der Offenheit.


Teaser


Kommunikation ist das Herzstück jeder Beziehung – besonders in der Familie. Im nächsten Teil unserer Serie Familiensache geht es darum, wie wir Missverständnisse vermeiden, offene Gespräche fördern und eine Atmosphäre schaffen, in der sich jeder gehört und verstanden fühlt. Erfahre, wie klare und respektvolle Kommunikation das Familienleben bereichert!



 

Quelle: Chapman, Gary, und Shannon Warden. The DIY Guide to Building a Family That Lasts: 12 Tools for Improving Your Home Life. Chicago: Northfield Publishing, 2019.

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