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Familiensache - Vergebung (Teil 5)

Nach den Themen Freundlichkeit, Dankbarkeit und Kompromisse widmen wir uns heute einer der wichtigsten Grundlagen für ein harmonisches Zuhause: Vergebung. Gary Chapman und Shannon Warden verdeutlichen, dass Vergebung die Fähigkeit ist, loszulassen, alte Wunden zu heilen und das Familienleben nachhaltig zu verbessern.


Vergebung als Grundlage für familiäre Heilung


Vergebung ist nicht nur ein einfacher Akt, sondern eine bewusste Entscheidung, die wir treffen, um den emotionalen Ballast loszuwerden und Beziehungen wieder aufzubauen. Chapman und Warden erläutern, dass das Festhalten an Groll und Unmut uns selbst schadet und die Distanz zwischen uns und unseren Liebsten vergrößert. Indem wir uns für Vergebung entscheiden, schaffen wir Raum für Heilung und Verbindung in der Familie.


Ein Zitat, das Chapman und Warden in diesem Zusammenhang besonders betonen, stammt von Corrie ten Boom, einer Überlebenden des Holocausts: „Vergebung ist der Schlüssel, der die Tür des Grolls aufschließt und die Handschellen des Hasses entfernt.“ Diese Worte verdeutlichen die transformative Kraft der Vergebung, die wir auch im Alltag kultivieren können.


Schritte zur Vergebung: Praktische Ansätze


Chapman und Warden bieten eine Reihe von Schritten, die den Vergebungsprozess im Alltag erleichtern. Hier einige ihrer Vorschläge und Beispiele, die helfen können, die Einstellung zur Vergebung zu fördern:


  • Vergebung als Familienkultur etablieren: Die Autoren schlagen vor, eine „Vergebungsfeier“ abzuhalten, bei der jedes Familienmitglied eine Liste von Dingen erstellt, die es verletzt haben, sowie eine Liste von Situationen, in denen es selbst andere verletzt hat. Die Familienmitglieder teilen diese Listen in einer ruhigen Runde und vergeben einander bewusst. Diese Form der Vergebung kann den Weg für eine neue Familienkultur ebnen, die von Offenheit und Vergebung geprägt ist.

  • Vergebung durch klare Entschuldigung: Oft ist eine einfache Entschuldigung nicht genug, um die Aufrichtigkeit zu zeigen. Chapman und Warden schlagen fünf Schritte für eine effektive Entschuldigung vor: das Bedauern ausdrücken, die Verantwortung übernehmen, Wiedergutmachung anbieten, den Wunsch zur Veränderung äußern und aktiv um Vergebung bitten. Diese Schritte helfen, die Entschuldigung aufrichtiger zu gestalten und die Grundlage für Vergebung zu legen.

  • Vergeben, auch wenn keine Entschuldigung kommt: Chapman und Warden erkennen an, dass es oft schwierig ist, zu vergeben, wenn die verletzende Person nicht zur Reue bereit ist. In solchen Fällen ist „tough love“ erforderlich: Eine klare Grenze wird gesetzt, aber der Groll wird losgelassen, um dem eigenen Wohlbefinden Raum zu geben. Auch wenn der andere keine Reue zeigt, bedeutet die Entscheidung zur Vergebung, dass wir frei und unbelastet in die Zukunft schauen können.


Vergebung als Vorbild für Kinder


Chapman und Warden betonen, wie wichtig es ist, dass Eltern ihren Kindern Vergebung vorleben. Ein Beispiel dafür ist eine Mutter, die ihre Kinder dazu ermutigt, ihre Gefühle auszudrücken und Konflikte durch Vergebung zu lösen. Durch das eigene Vorbild lernen die Kinder, dass Vergebung kein Zeichen von Schwäche ist, sondern von emotionaler Reife und Stärke. Diese Fähigkeit wird sie ein Leben lang begleiten und ihnen helfen, in ihren eigenen Beziehungen gesunde Konfliktlösungen zu finden.


Die Kraft der Verletzlichkeit: Ein Beispiel


In einer Beratungssitzung erzählte eine Frau Chapman, dass sie lange Zeit Groll gegen ihren Ehemann hegte, weil er finanzielle Entscheidungen zugunsten seiner eigenen Bedürfnisse traf und dabei ihre Wünsche ignorierte. Chapman half ihr zu erkennen, dass dieser Groll sie emotional fesselte und die Beziehung zu ihrem Mann belastete. Sie entschloss sich, ihren Groll loszulassen, sprach offen mit ihm über ihre Gefühle, und der Ehemann war ebenfalls bereit, sein Verhalten zu ändern. Dieses Beispiel zeigt, wie Vergebung und eine offene Kommunikation neue Wege eröffnen können.


Fazit: Vergebung als Weg zu einem harmonischen Zuhause


Chapman und Warden erinnern uns daran, dass Vergebung keine einmalige Handlung, sondern eine bewusste und wiederkehrende Entscheidung ist. Ein „vergebungsfreies Zuhause“ führt zu einer positiven, emotionalen Atmosphäre und bietet Raum für Wachstum und Nähe. In der Familie eine Haltung der Vergebung zu fördern, bedeutet, das Zuhause zu einem Ort der Heilung und der bedingungslosen Liebe zu machen.


Im nächsten Artikel werden wir uns mit dem nächsten wichtigen Werkzeug für ein erfülltes Zuhause beschäftigen: Geduld. Denn Geduld ist eine wertvolle Fähigkeit, die uns hilft, auch in schwierigen Situationen ruhig und verständnisvoll zu bleiben.



 

Chapman, Gary, und Shannon Warden. The DIY Guide to Building a Family That Lasts: 12 Tools for Improving Your Home Life. Chicago: Northfield Publishing, 2019.

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